RDS-Projekt   #9 Projektintegration

von Martin Arend

Inhalt

Projektkoordination
Da der Decoder nicht von einem Programmierer, sondern von insgesamt acht Studenten realisiert wurde, war ein "Projektintegrator" notwendig.
Dessen Aufgaben waren es

  • die Gesamtkoordination des Projektes durchzuführen,
  • eine zeitliche Planung zu erstellen und dessen Einhaltung zu gewährleisten,
  • die Zuweisung der Ressourcen,
  • das Definieren der teilprojektübergreifenden Schnittstellen und die Einhaltung der Definition,
  • das Programmieren der "Include"-Dateien,
  • das Testen der einzelnen Module,
  • das Motivieren der einzelnen Programmierer,
  • das Erstellen der Internetseiten und der Dokumentation.
    In der freien Wirtschaft wäre das der Job des Teamleiters, oder des Chefs der Abteilung.
    Die Koordination der einzelnen Projekte lief dabei erstaunlich gut, und das Programm lies sich, mit tatkräftiger Unterstützung von Herrn Prof. Vogl wenn wir wirklich nicht mehr weiterwußten, auch ohne große Reibereien bei den Schnittstellen zusammensetzen.


    Arbeitsaufwand
    Der Arbeitsaufwand war allerdings beträchtlich. Das Programmieren, Testen und Zusammensetzen der einzelnen Programmteile bis einschließlich dem Erstellen der HP-Vee-Oberfläche bis hin zur "Abnahme" des funktionsfähigen RDS-Decoders durch Herrn Prof. Vogl dauerte ca. 300 Stunden.
    Für die Erstellung der HTML-Seiten und der Dokumentation fielen weitere 50 Stunden an.


    Fazit
    Vor fast einem Jahr schlug uns Prof. Vogl in seiner Vorlesung Digitale Signalverarbeitung I vor, die im siebten Semester fällige Studienarbeit als Teamarbeit zu realisieren.
    Nichts ahnend, was genau da auf uns zukommen würde willigten wir begeistert ein. Schließlich, so stellten wir uns vor, ist eine Arbeit im Team einfacher zu erledigen, als Einzeln oder in Zweiergruppen.
    Im Wintersemester 1999/2000 kam dann die Ernüchterung. So kompliziert hatten wir uns das Projekt nicht vorgestellt. Ein Projektintegrator war schnell gefunden, auch ein Spezialist für die Codierung und ein weiterer für die analoge Vorverarbeitung. Der Rest der Projekte war ebenfalls recht schnell vergeben. Doch dann ging es ans eingemachte. Literaturrecherche, im Internet nach Unterlagen suchen, Spezifikationen durchlesen, ein erster Zeitplan. Und immer wieder Besprechungen und nur ein Thema: RDS.
    Auch in den Vorlesungen kamen wir immer wieder auf das Projekt zurück, und die Nachmittage verbrachten wir immer häufiger im DSV-Labor. Ein Mann war zwischen Mitte November und Ende Dezember immer wieder gefragt: Prof. Dr. Vogl. Ein Kommentar von ihm drückte schließlich die zwischenzeitlich herrschende Stimmung aus :"Wenn ich gewußt hätte, worauf ich mich da einlasse, dann hätte ich mir das anders überlegt."
    Probleme blieben nicht aus. Das Projekt lief auf einem der sechs Laborrechner einwandfrei, aber auf keinem anderen, Fehler schlichen sich ein, eine Projektdatei verschwand ganz, zum Glück gab es ein Backup. Und immer wieder der Befehlssatz der nicht das zuließ was man eigentlich programmieren wollte. HP-Vee wollte auch ganz neu erlernt werden, und auch hier steckte die Tücke im Detail. Trotz zweimaliger Kontrolle fand sich ein Fehler im Modified Julian Day erst am vorletzten Tag vor der Abgabe.
    Dann das Zusammensetzen der Teilprojekte. Variablennamen tauchten doppelt auf, die Syntax paßte nicht, also wurde das erste Konzept wieder umgeschmissen und ein neues erstellt. Teilprojekte hielten sich nicht an die Spezifikationen und mußten umgeschrieben werden, andere hielten sich nicht an die Namensgebung und die vorgegebene Verzeichnisstruktur, auch hier verging wertvolle Zeit beim Suchen und Rekonstruieren, da der betreffende Student gerade an diesem Nachmittag nicht im Labor war.
    Schließlich die ersten Erfolge. Die Costas-Schleife rastete ein, der Bittakt wurde ordentlich zurückgewonnen, eine erste Decodierung war möglich, die HP-Vee Oberfläche stand im groben. Es knirschte zwar immer noch der Sand im Getriebe, aber RDS rollte. Fehler für Fehler wurde beseitigt und schließlich tauchte er auf, der erste Sendername auf der HP-Vee-Oberfläche. Das Datum war zwar noch recht seltsam, auch die alternativen Frequenzen noch recht ungeordnet, aber der Radiotext informierte uns schon über Hörertelefone, e-mails und Programminhalte der Sender.
    Stück für Stück des Gesamtprojekts wurde zusammengesetzt, jetzt motivierten die (Teil-)Erfolge das Team, und in die Programmiersprache und deren Tücken waren wir längst eingearbeitet, so daß die letzten Fehler recht schnell beseitigt waren.
    Und dann standen wir am 21. Dezember mit Sektgläsern in der Hand um den fertigen RDS-Decoder, und Prof. Vogl zeigte uns die Möglichkeiten die wir mit diesem Programm haben, und erläuterte uns noch einmal die Grundlagen und die Vorlesungsinhalte der Digitalen Signalverarbeitung, die wir für unser Projekt benötigt haben.

    Gelernt haben wir bei diesem Projekt fürs Leben: die Teamarbeit. Die Erleichterungen die es dadurch gibt, aber auch die Stellen, an denen es Schwierigkeiten geben kann, wie z.B. die Schnittstellen. Am Schluß kam ein Decoder heraus, der sich im Funktionsumfang hinter einem in einem HiFi-Gerät enthaltenen nicht verstecken muß. Der Hardwareaufwand ist zugebenermaßen deutlich umfangreicher (PC, analoger Mischer, DSP, Netzteil, Verkabelung, ...), dafür ist er aber deutlich flexibler und ermöglicht viele Messungen die an einem Fertigprodukt nicht möglich wären.

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    Danksagung
    Ein großes Dankeschön geht an Herrn Prof. Dr. Vogl für die Unterstützung bei der Programmierung des RDS-Decoders, da er sich trotz seines Freisemesters immer wieder die Zeit genommen hat, uns bei Problemen zu helfen.
    Ein weiteres Dankeschön an Herrn Saffert, und alle Laboringenieure die uns betreut und nach besten Kräften unterstützt haben.
    Und schließlich ein Dankeschön an das Team, für die gute und reibungslose Zusammenarbeit.


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